Durch das Maasailand

Am Donnerstag sind wir mit dem Bus von Nairobi nach Arusha gefahren. Unterwegs wurde mir bewusst, dass fast die gesamte Fahrt durch das Maasailand geht: Das Maasailand startet direkt südlich von Nairobi – und geht eigentlich noch bis viel südlicher als Arusha, aber hier um Arusha bzw. um die Kilimandscharo Region gibt es eine Art eine „Ausbuchtung“. Dies gesagt, ist es wichtig zu wissen, dass dieses Maasai-Gebiet sich leider immer wieder verändert, da verschiedene Leute (mit verschiedenen Interessen) versuchen das Land der Maasai mehr einzugrenzen bzw. sie von ihrem historisch genutzten Land zu vertreiben. Wer mehr dazu wissen möchte, kann gerne den Bericht der „Gemeinschaft für bedrohte Völker“ studieren: „Die Maasai in Tansania: Gewaltsam vertrieben für den Naturschutz“

Bildquelle: www.simasafari.com

Unterwegs haben wir am Strassenrand immer wieder Hirt:innen mit Tierherden gesehen: Kühe, Geissen, Schafe, Esel. Teilweise waren auch Kinder als Hirt:innen unterwegs.

Grüne Steppen, weite Strassen und sanfte Hügel

Je näher wir Arusha kommen, desto besser sehen wir den rund 4500m hohen „Mount Meru“ (in der Maa-Sprache, Dönjo Erok = „dunkler Berg“). Mein Sohn erkennt sofort, dass dies ein Vulkan ist. Er ist umgeben vom Arusha Nationalpark. Später sehen wir in der Ferne oberhalb der Wolkendecke den schneebedeckten Gipfel des Kilimandscharos.

Wir fahren also weiter durch die Stadt bis zur Bushaltestelle. In der Stadt gibt es viele Bäume und rund herum bewaldete Hügel. Das gefällt mir sehr gut. In der Stadt angekommen, nehmen wir ein Taxi zu unserem Hotel, wo wir die erste Nacht übernachten.

Und als wir am Abend im Hotel essen, setzt sich eine alleinreisende Frau zu uns an den Tisch. Sie heisst Ruth, wohnt in Nairobi und hat sich zu ihrem Geburtstag eine kurze Auszeit in Arusha gegönnt. Während des Gesprächs stellt sich heraus, dass sie Maasai ist. Sie erklärt uns, dass sie in einem Maasai Dorf in einer Manyatta (= traditoneller Maasai-Hütte) mit neun Geschwistern aufgewachsen ist. Sie ist die zweitjüngste – und deshalb waren ihre Eltern schon etwas älter als sie geboren wurde. Ihre Eltern wurden übrigens dazumal verheiratet – ohne „Mitsprache“. Zwangsheirat, weibliche Genitalbeschneidung und allgemein frühe Verheiratung von Mädchen sind auch heute noch verbreitet in der Maasai Kultur. Tanzania und Kenia versuchen dagegen mit härteren Gesetzen und Programmen vorzugehen, diese zeigen langsam Erfolg. Mehr dazu im Artikel von Ruth Nashipae Muigai, einer internationalen Menschenrechts-Anwältin.

In diesem Haus ist Ruth aufgewachsen (Fotokredit: Ruth)
Ruth mit traditoneller Maasai-Kleidung und Maasai-Schmuck

Zurück zu „meiner“ Ruth, die ich in Arusha getroffen habe. Aufgrund von den Maasai Traditionen ist es unüblich die Töchter in die Schule zu schicken. So kam es, dass die Geschwister von Ruth alle nicht in die Schule gingen. Erst nachdem ihr Vater gestorben ist, konnte Ruth sich bei ihrer Mutter durchsetzen und ihrem Wunsch nach Schulbildung nachgehen. Damit sie sich diesen Traum erfüllen konnte, musste sie schon früh selbständig Geld verdienen. So ging sie vor der Schule noch in anderen Haushalten putzen, um das nötige Geld zusammenzubringen.

Heute sagt sie, dass es für sie ein Wunder ist, dass sie es geschafft hat einen Uni-Abschluss in Computer Sciences zu erlangen – und sie nun unabhängig leben kann und ihr eigenes Geld verdienen darf. Ihr nächstes Ziel ist es nun mit ihrem Lohn für ihre Mutter ein Haus zu bauen, damit sie ihren Lebensabend mit etwas mehr Komfort geniessen kann. Und ein weiteres Ziel von Ruth ist es eine Arbeit in Europa zu finden und dort eine Familie zu gründen.

Liebe Ruth, du bist eine starke Frau. Du hast es geschafft als Maasai-Mädchen deinen Traum zu erfüllen. Glaube weiterhin an deine Träume – und zeige der Welt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Ruth & ich in Arusha

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